Es regnete. Es regnete den ganzen Tag. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg über die Straßen, hinein in unzählige Keller, in die U-Bahnschächte, die Elektrische stand vielerorts stundenlang still, Fußgänger verschwanden am helllichten Tag in offenen Gullideckeln. Es war kein guter Tag an dem Leo Grande im Jahre 2017 in Berlin das Licht oder vielmehr die Dunkelheit der Welt erblickte.
In gewohnt hysterischer Manier versuchte man in den Schaltzentralen der öffentlichen Meinung den Kampf um die Klicks für sich zu entscheiden. „Ausnahmezustand!“, „Jahrhundertregen!“, „Regen, Regen, Regen!“ schallte es erst durch die Gassen des Internets und später durch die Köpfe der Menschen. Wie die meisten Exemplare dieser besonderen Spezies, kannten auch die Eheleute Otto Max Mustermann aka Normal-Verbaucher und Oma Erna Kasupke, genannt Lore Ipsum, ihre Aufgabe im Prozess gesellschaftlicher Aufschaukelung nur zu gut.
„Niederschlag ist schwul!“ schrie Otto, wild mit der Fernbedienung gestikulierend, um in aller Deutlichkeit Position zu beziehen. „Du homophober Spast!“ konterte Erna, „Regen ist gut für die Bäume“. „Verschwörungstheorie!“ erwiderte Otto mit Schaum vorm Mund. Sie lieben den Zustand der Erregung, das Drama, die Angst.
Diese Unterredung war es, die Sohnemann Leo dazu bewegte, sein Elternhaus zu verlassen um Musiker zu werden. Er war Anfang dreißig, beherrschte den G-Dur Akkord auf seiner Wandergitarre und hatte in seiner schwierigen Kindheit jede Menge Emotionen, Geschichten, blaue Flecken auf der Seele, Material für seine Lieder, gesammelt. Ohne sich zu verabschieden ging er los. Mit der Mission, die deutsche Popmusik mal schön aufs Zimmer zu schicken, um sich zu schämen.
In Leos Brust schlagen drei Herzen. Herz Nummer eins kann gut singen, das zweite hört gerne Jazz und spielt Kontrabass. Das dritte Herz ist italienischer Abstammung und verdient sein Geld damit, mit Stöcken auf unterschiedlichen Klangkörpern herum zu klopfen. Diese Zerrissenheit macht die Musik und den Sound von Leo Grande aus.
Erst kürzlich war er im Studio um sein Debütalbum aufzunehmen. Erscheinen soll „Nudeln mit Soße” im Sommer diesen Jahres. Der gleichnamige Titelsong handelt davon, Menschen mit radikalen Tendenzen mit einem Teller Nudeln zu besänftigen, um so der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken. Die thematische Bandbreite reicht von „Fail am Platz”, einer ganz lustigen Geschichte über die misslungene Karriere als Gangster-Rapper, bis hin zu „Komischer Fisch”, einer schmerzhaften Auseinandersetzung mit dem Schicksal vieler geflüchteter Menschen und der Haltung der westlichen Gesellschaft dazu. Wer will und kann, darf sich freuen auf 1 Album am Puls der Zeit.
Hakuna Tatütata!
Leo Grande,
Berlin, 30.06.2017
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